An old engine

1) Der Mensch als Maschine

Leben ist faszinierend. Aus einem unbekannten Grund erwachen wir zu einem bestimmten Zeitpunkt als ein nicht definierbares Etwas in einer Art Maschine. Vom ersten Augenblick an wird dieses Etwas, nennen wir es Bewusstsein, mit einem dauerhaften Informationsstrom versorgt. Ein Teil dieses Stroms hat seinen Ursprung in der besagten Maschine, der andere Teil wird von der Maschine durch verschiedene Sensoren, nämlich unsere Sinne, in einer Art Außenwelt detektiert und an uns weitergeleitet. Von Anfang an verspüren wir den unerbittlichen Drang, den Informationsstrom aufrechtzuerhalten. Dieser Drang entsteht durch unser anfängliches Bewusstsein, das hauptsächlich aus unseren Instinkten und Trieben besteht. Wir verspüren Schwäche, wenn unser Körper nicht genügend Energie bekommt, wir verspüren Müdigkeit, wenn wir nicht genug Schlaf bekommen. Nach der Geburt ist unser Leben davon bestimmt, diesen Trieben gerecht zu werden und irgendwie mit den auf uns einströmenden Informationen zurechtzukommen. Die Informationen sind dabei zunächst chaotisch, nach und nach ordnen wir sie jedoch nach wiederkehrenden Mustern. Wir unterscheiden zwischen Informationen aus unserer Maschine und Informationen der Außenwelt. Wir erkennen Anomalien oder seltene Informationsmuster und trennen diese von dem üblichen Hintergrundrauschen, dem unsere Sinne andauernd ausgesetzt sind. Wir detektieren verschiedene Objekte und lernen, diesen nach und nach Bedeutungen zuzuordnen. Mit der Zeit lernen wir unsere Maschine zu bedienen und bestimmte Informationsmuster regen uns zu bestimmten Aktionen an, die wiederum neue Informationsmuster hervorrufen.

Soweit wir es beurteilen können, stammt ein großer Teil unseres Informationsstroms von Wesen in der Außenwelt, die uns selbst stark ähneln. Die Informationen dieser anderen Wesen sind überaus nützlich und helfen uns auf bestimmte Muster so zu reagieren, dass unsere eigene Maschine weiterhin Informationen an uns sendet. Im Lauf der Zeit lernen wir mit diesen Wesen zu interagieren und nehmen an, dass sie genau wie wir aus einem Bewusstsein und einer dazugehörenden Maschine bestehen. Viele der Informationsmuster dieser anderen Wesen speichern wir für den späteren Gebrauch ab. Wir erweitern unser eigenes Bewusstsein also mit Kopien der Informationen anderer und stimmen unsere Maschine auf diese Muster ab. Unsere Existenz ist sozusagen unterteilt in eine Kombination aus Software und Hardware. Unsere biologische Maschine stellt die sich laufend anpassende Hardware, während unser Bewusstsein immer mehr Softwareprogramme anhäuft, die uns neue Aktionen und Ideen ermöglichen. Die anderen Wesen, die wir nach Erlernen der Sprache als Menschen bezeichnen, scheinen ebenfalls nichts anderes zu tun, als immerzu Informationsmuster aufzunehmen, dazugehörige Software abzuspeichern und diese leicht abgeändert wieder zu produzieren oder für Aktionen zu verwenden.

Mit der Zeit erkennen wir Menschen, die uns nahestehen. Während unserer Kindheit zeigen uns unsere Eltern und Familie, wie man ihrer Meinung nach auf bestimmte Informationsmuster reagiert. Während des Alterns werden diese Muster dann immer abstrakter. Wir erlernen die moralischen Regeln unserer aktuellen Gesellschaft und bekommen verschiedene Ideen und Ansichten vermittelt, zwischen denen wir uns im Lauf des Lebens entscheiden. Religionen und politische oder philosophische Systeme sind alles Programme, die wir von anderen Menschen empfangen und als Softwarekomponenten unseres eigenen Bewusstseins abspeichern. Durch die Kombination vorhandener Software und durch die Einzigartigkeit unserer Hardware werden diese Programme dann immer wieder verändert und es entstehen neue Ideen, die wir kopieren und aussenden, damit sie von anderen Menschen aufgenommen, abgespeichert und weiterentwickelt werden können. Die Kombination unserer Hardware und Software bestimmt unsere Fähigkeiten und Persönlichkeit. Die Hardware verschiedener Menschen kann auf unterschiedliche Arten von Software ausgelegt sein. So fällt es manchen Menschen leicht, Mathematikprogramme oder sehr abstrakte Softwarekomponenten abzuspeichern und zu nutzen, während die Hardware von anderen eher auf Programme für praktische, handwerkliche Aktionen ausgelegt ist. Trotzdem kann Hardware und Software durch Lernprozesse auf verschiedene Arten angepasst und erweitert werden.

Der Mensch ist also ein Zusammenspiel aus zwei sich ständig entwickelnden Komponenten, dem Bewusstsein als Software und dem biologischen Körper als Hardware. Das anfängliche Bewusstsein besteht nur aus wenigen lebenserhaltenden Programmen, die auf fragiler Hardware ausgeführt werden. Über verschiedene Sensoren werden im Lauf der Zeit jedoch Informationen aus der Außenwelt und vor allem von anderen Menschen kopiert, abgespeichert und schließlich durch vorhandene Software weiterentwickelt. So passt sich der Mensch laufend an seine Umgebung an und beginnt nach und nach der Frage seiner Herkunft auf den Grund zu gehen.